Über einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren unserer Einladung zum Fachtag am 6. Mai gefolgt und kamen im großen Sitzungssaal des Kreishauses zusammen. Es waren viele Träger der Behindertenhilfe aus dem ganzen HSK, ebenso Fachleute aus den verschiedensten Bereichen von Politik und Verwaltung. Und wir haben uns sehr darüber gefreut, dass auch die Menschen mit Behinderungen selbst teilnahmen: „Es ist wichtig, mit uns zu sprechen und nicht nur über uns“, so eine Teilnehmerin aus dem Josefsheim Bigge als Expertin in eigener Sache.
Inhaltlich begann der Fachtag mit einem kurzen Vortrag über die Lebenssituation von Frauen mit Behinderungen, insbesondere in Bezug auf ihre Gewalterfahrungen. Eine Vertreterin des Bundesverbandes der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) sowie zwei Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle stellten dann das Projekt Suse auf regionaler und überregionaler Ebene vor.
Daran anschließend wurde das Thema durch zwei Fachvorträge vertieft. Dr. Alexandra Dittmann-Balcar von der Institutsambulanz der LWL Klinik in Marsberg referierte zum Thema „Trauma und Behinderung“. Im zweiten Vortrag stellte Ricarda Kluge von Weibernetz e.V. die Idee der Frauenbeauftragten in Einrichtungen der Behindertenhilfe vor.
An neun verschiedenen Thementischen bestand dann für alle Teilnehmenden die Möglichkeit, in kleinen Gesprächsgruppen verschiedene Aspekte des Themas miteinander zu diskutieren. Und nach Lösungen zu suchen. So stellten beispielsweise Präventionsfachkräfte an einem Thementisch ihre sexualpädagogische Arbeit für Menschen mit Behinderungen vor. Es wurde deutlich, dass gute Aufklärung und sexualpädagogische Begleitung eine vorbeugende Wirkung gegen Gewalt hat. An einem weiteren Thementisch wurde der besondere Bedarf von gehörlosen Menschen besprochen, ebenso rückten auch Jungen und Männer als Täter und Opfer in den Mittelpunkt des Interesses. „Hinschauen, nicht wegschauen!“ war das Fazit dieser Gesprächsrunde.
Im Rahmen des Fachtags entstanden viele neue Kontakte unter den Teilnehmenden. Es wurde deutlich, dass alle Beteiligten voneinander lernen können und wollen. Die Stimmung war engagiert und vom Optimismus gekennzeichnet, das Netz zum Gewaltschutz für behinderte Menschen in Zukunft noch enger zu knüpfen.